Informationen zur Kieferoperation bei Schlafapnoe (OSA)

In den letzten Jahren hat sich die Operation der Kiefer zu einer etablierten und guten Therapiemethode für Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe entwickelt. Zahlreiche Studien haben die Wirksamkeit dieser Operation im Vergleich zu anderen möglichen Therapiemethoden untersucht und dokumentiert. (Bitte klicken Sie hier falls Sie Interesse an weiterführender Literatur diesbezüglich haben. Gerne senden wir Ihnen entsprechenden Lesestoff zu.  )

Die Zunge, der Weichgaumen, der Mundboden mitsamt dem Zungenbein werden durch die Verschiebung der Kiefer nach vorne mitgezogen und die oberen Atemwege spannen sich wie ein Zelt auf. Sie vergrössern sich einerseits und andererseits erhöht sich die Spannung und ein Zusammenfallen der Atemwege wird so verhindert.

 

Überlegungen vor der Operation

Vor der Operation wird eine genaue Analyse von Ihrer individuellen Situation erhoben:
  •  Im Schlaflabor wird vom Somnologen = Schlafmediziner die genaue Art und Schwere der Atemstörung in der Nacht analysiert.
  •  Die Kieferchirurgische Untersuchung = Craniofaziale Analyse zeigt genau die Art und Position der Kiefer, die Verschlüsselung der Zähne und eventuell notwendige Vorbereitungen der Zähne durch einen Kieferorthopäden/in oder Zahnarzt/in.
  • Eventuell werden weitere Untersuchungen, wie eine Videoschlafendoskopie bei einem darauf spezialisierten Kollegen notwendig. 
In diesem interdisziplinären Team werden dann die für Sie beste Operationstechnik und die notwendigen vorbereitenden Massnahmen enschieden und der Therapieplan und Alternativen mit Ihnen besprochen.

Probeoperation und Planung digital

Mit den digitalen-, oder auch Gipsmodellen der Kiefer, den dreidimensionalen Röntgenaufnahmen, der Anatomie der Atemwege und der Form des Gesichts in allen 3 Dimensionen wird die Bewegung der Kiefer genau geplant.
Es wird eine sogenannte MODELLOPERATION durchgeführt.

 

Mögliche Operationstechniken

In Abhängigkeit von der Situation können verschiedene Schritte und Operationstechniken angewandt werden:

1. Operation nur des Oberkiefers (in einem oder mehreren Teilen ) 
2. Operation nur des Unterkiefers (in einem oder mehreren Teilen)
3. Operation des Ober-, und Unterkiefers
    a.   als Vorbewegung = Maxillomandibuläres Advancement
    b.    als Vorbewegung mit Rotation = Rotations Advancement = Counterclockwise Rotation
4. Operation des Kinns zusätzlich zur Kieferoperation oder auch als alleinige Operation
5. Zusätzliche Eingriffe wie z.B. die Verkleinerung der Nasenmuscheln, Nasenscheidewandbegradigung u.a.)

Eventuell ist eine Kieferorthopädische Therapie = Zahnspange oder auch eine zahnmedizinische Restauration vor oder nach der Therapie zusätzlich notwendig.

 

Wie und wo findet die Operation statt

Die Operation findet in Vollnarkose im Rahmen einest stationären Klinikaufenthaltes statt. Sie dauert zwischen 3 und 4 Stunden. Der Klinikaufenthalt dauert 2-5 Tage, je nach Alter, weiteren Erkrankungen und Befinden des Patienten/in.
Der Eingriff findet in einer von Ihrer Krankenkasse anerkannten Klinik statt, so z.B. in der Limmatklinik, Klinik Bethanien oder Klinik Pyramide am See.

 

Die erste postoperative Phase:

Während der ersten 48 Stunden wird eine Schwellung des operierten Areals auftreten, d.h. es gibt ein Lymphödem, gegebenenfalls auch einen Bluterguss im Gewebe.
Direkt nach der Operation wird der Kiefer mit kleinen Gummizügen an den eingesetzten Brackets oder Drahtschienen stabilisiert, um den Biss während des Heilungsprozesses zu stabilisieren. In dieser Phase besteht die Ernährung aus einer weichen Kost, um dem Knochen eine ungestörte Heilung zu ermöglichen. Diese "Schonung der Kiefer" wird für 4-6 Wochen so beibehalten. 
Im Spital und zuhause werden Medikamente  zur Schmerzbehandlung, zum Abschwellen und zur Untersützung einer ungestörten Heilung verordnet.

Risiken der Operation

Wie bei jedem Chirurgischen Eingriff kann es auch bei diesem Eingriff Risiken und unerwünschte Nebeneffekte geben. Man unterscheidet allgemeine Risiken und spezifische Risiken für diese Art Eingriff.  Die allgemeinen Risiken sind u.a.:  Blutung; Infekt, Wundheilungsstörung.

Spezifische Risiken:
1. Sensibilitätsstörungen:
Vor allem bei der Operation des Unterkiefers kann eine vorübergehende Störung des Gefühls  bis hin zur Taubheit auftreten. Direkt nach der Operation, bzw. in den ersten Tagen bis Wochen ist dies normal. Der dafür zuständige Nerv und seine Äste erholen sich normalerweise ohne Probleme, jedoch können in dieser Zeit, die bis zu 6-12 Monate dauern kann, verschiedene Gefühlsstörungen in der Lippe, Zähnen, Kinn auftreten. Dies kann eine Taubheit, aber auch Überempfindlichkeit, blitzen, kribbeln bis hin zu Missempfindungen sein.

2. Änderung des Bisses = Okklusionsstörung:
In Fällen, in denen keine Änderung des Bisses durch eine vorhergehende kieferorthopädische Behandlung geplant ist, wird der Biss = Okklusion während der Operation beibehalten und stabilisiert. Jedoch kann nach der Operation oder auch mittelfristig eine Änderung des Bisses auftreten. Dies kann vielerlei Ursachen haben. Eine veränderter Muskelzug, Zungendruck, eine Remodellation der Gelenke, Parafunktionen oder auch einfach durch eine leichte  Eigenbewegung der Zähne. Häufig kann diese Bissänderung durch einfache Massnahmen wie ein leichtes Einschleifen behoben werden, jedoch gibt es auch Situationen, in denen eine chirurgische Korrektur erfolgen sollte.

3. Änderung des Aussehens:
Durch eine Bewegung der Kiefer ändert sich auch der Weichteilmantel und dessen Position. Das Profil wird etwas markanter, die Nase kann unter Umständen etwas breiter werden und die Lippe bekommt mehr Unterstützung. In den allermeisten Fällen ändert sich das Aussehen zum Positiven. Vor der Operation kann dies simuliert werden und auch vorhergesagt werden. Je nach Bewegung der Kiefer ist die Veränderung mehr oder weniger ausgeprägt.

4. Störung der Knochenheilung 
Knochen braucht zur Heilung Ruhe. In den, durch den Chirurgen geschaffenen Spalt muss neuer Knochen gebildet werden. Zur Ruhigstellung wird bei einem Knochenbruch normalerweise ein Gips oder eine Schiene angebracht. So ist der Knochen ruhiggestellt und kann heilen. Im Kieferbereich helfen die Gummizüge und die püriert - weiche Kost eine solche Ruhigstellung zu gewährleisten. Wenn jedoch aus unterschiedlichen Gründen (dennoch hartes Essen, Knirschen in der Nacht) eine immer wiederkehrende Kraft auf die operierten Kiefer einwirkt, so bildet sich im Bruchspalt Bindegewebe statt Knochen und der Kiefer heilt nicht schön. Dies ist zum Glück sehr selten und muss häufig chirurgisch korrigiert werden. 

Weitere Nebenwirkungen und Risiken werden in einem ausführlichen Beratungs-, und Aufklärungsgespräch besprochen und Sie erhalten eine schriftliche Dokumentation.

 

Was ist der Unterschied zwischen einer normalen "BIMAX" und einer Kieferoperation bei Schlafapnoe?

Grundsätzlich unterscheiden sich die chirurgischen Basistechniken für beide Operation nur wenig, jedoch gibt es einige Unterschiede. Bei einer Schlafapnoe Operation werden häufig viel grössere Bewegungen durchgeführt mit mehr Spannung der Muskulatur. Dies ist einerseits technisch aufwändiger und andererseits aber auch für den Patienten in der Phase nach der Operation "anstrengender".  Häufig sind die Patienten mit Schlafapnoe auch etwas älter als Patienten mit einer Fehlstellung der Kiefer, die meist im jugendlichen oder jungen Erwachsenenalter operiert werden. Der Knochen ist dann etwas elastischer und die Regeneration einfacher.  Das Risiko für Nebeneffekte, wie eine vorübergehende Störung der Sensibilität und eine leichte Störung des Bisses ist daher für Patienten mit Schlafapnoe etwas höher.

 

Habe ich die Möglichkeit mit Patienten zu sprechen, die die Operation bereits gemacht haben?

Die Behandlung von atemabhängigen Schlafstörungen ist einer unserer Schwerpunkte. Wir haben daher viele Patienten, die sehr gerne bereit sind, über die Operation mit Ihnen zu sprechen und von Ihren eigenen Erfahrungen, und Positiven - und Negativen Erlebnissen  zu berichten. Häufig kann man so gute Tipps für die Zeit nach der Operation oder vorbeugende Massnahmen und hilfreiche Tools und Ideen erhalten. Bitte sprechen Sie uns jederzeit an.